Digitales Gaming bietet den großen Vorteil, dass wir neue Potenziale und Möglichkeiten im Jugendaustausch erleben. Wie kann uns digitales Gaming dabei helfen, Begegnungsräume noch zugänglicher zu gestalten?
Mit Zugang meinen wir, Barrieren für die Teilnahme zu minimieren und sicherzustellen, dass alle Jugendlichen, unabhängig von ihrem Hintergrund oder ihren Fähigkeiten, teilnehmen können.
Durch die Nutzung digitaler Plattformen können Jugendliche ortsunabhängig teilnehmen, was insbesondere für Teilnehmer:innen aus unterschiedlichen Ländern von Vorteil ist. Gleichzeitig dürfen Jugendleiter:innen berücksichtigen, dass durch die Ortsdiversität möglicherweise Zeitverschiebungen entstehen. Jugendleiter:innen können darauf eingehen, indem sie flexibel und inklusive Zeitpläne erstellen, den Teilnehmenden aus verschiedenen Zeitzonen gerecht zu werden.
Ein weiterer Vorteil ist der Wegfall von Reisebedingungen bzw. Visa-Restriktionen. Beim Jugendaustausch geht es darum, kulturelle Diversität zu ermöglichen und Menschen miteinander zu verbinden, die sich sonst nicht begegnen würden oder können. Digitales Gaming macht das möglich. Trotzdem ist zu berücksichtigen, dass auch der digitale Raum nicht gleichermaßen frei für alle Menschen ist: rechtliche und politische Einschränkungen können je nach Land die Teilnahme an bestimmten digitalen Plattformen und Inhalten beschränken bzw. zensieren.
Digitales Gaming ermöglicht neben dem logistischen auch einen finanziellen Vorteil. So fallen viele der Hauptkostenpunkte wie Reise-, Übernachtungs- und Verpflegungskosten vollständig weg. Die Abhängigkeit von den finanziellen Möglichkeiten der Einzelnen oder von Sponsorschaft ist dadurch deutlich geringer. Gleichzeitig braucht auch das digitale Gaming Ressourcen**.** Der Zugang zu notwendiger technischer Ausstattung und einer stabilen Internetverbindung ist beim Jugendaustausch nicht automatisch gewährleistet. Jugendleiter:innen müssen die Kosten für notwendige Hardware und Software sowie mögliche Lizenzgebühren berücksichtigen, um sicherzustellen, dass alle Teilnehmenden gleichermaßen Zugang haben. Programme könnten Partnerschaften mit Technologieunternehmen oder Fördermittel beantragen, um die notwendige Ausrüstung bereitzustellen oder zu subventionieren.
Die internationale Gaming-Sprache ist Englisch. Viele Spiele basieren auf englischer Sprache und erprobte Spieler:innen sind meist mit der Sprache vertraut. Hingegen gibt es einige Personen, die keine Gaming- und Englischkenntnisse haben, und durch die Sprachbarriere exkludiert werden können. Digitale Plattformen oder Übersetzungen können die Möglichkeit für Übersetzungen bieten, reichen aber nicht aus, um sprachliche Diversität während des gesamten Austauschs zu ermöglichen. Programme könnten Übersetzer:innen, sprachliche Tandem-Partnerschaften oder spezielle Sprachlernspiele inkludieren, um die sprachliche Vielfalt als Ressource zu nutzen.
Die Generation Z bzw. die Digital Natives haben oftmals eine ausgeprägte Medien- und Gamingkompetenz, auf welcher aufgebaut werden kann. Das schafft die Möglichkeit, Jugendliche in die Expert:innen-Rolle zu bringen und sie zu bestärken, ihre eigene Erfahrung zu gestalten und ihre Fähigkeiten auszuspielen. Diese Tendenz kann jedoch nicht grundsätzlich generalisiert werden, da je nach Sozialisierung und Interesse andere Gaming-Erfahrungen vorhanden sind. Und auch die Jugendleiter:innen können neben ihrer pädagogischen Kompetenz von einem gewissen Maß an Gaming-Kompetenz und technischer Expertise profitieren. Natürlich lassen sich diese unterschiedlichen Fähigkeiten auch im Betreuer:innen-Team aufteilen.
In Bezug auf die Gamingaffinität-und erfahrung spielt auch Geschlechterdiversität und potenzielle Diskrimierung eine Rolle. Spielpräferenzen und -zugänge können je nach Geschlecht variieren. Bei der Hardware-Ausstattung zeigt sich, dass weiblich gelesene Personen seltener einen Zugang zu Stand-Computern oder Gaming-Zubehör haben. Während einige Mädchen und Frauen sich stark für bestimmte Arten von Online-Spielen interessieren, gibt es immer noch eine Diskrepanz in der Repräsentation und in den Teilnahmeraten. Programme sollten sich bemühen, Spieltypen anzubieten, die verschiedene Interessen ansprechen, und aktiv Maßnahmen ergreifen, um Barrieren abzubauen, die Mädchen und Frauen möglicherweise vom Gaming abhalten.
Diese Abwägungen der Vor- und Nachteile des digitalen Gamings im Jugendaustausch macht deutlich, dass sich genaue Gedanken über die Zielgruppe gemacht werden dürfen. Abschließend lässt sich sagen, dass digitales Gaming nicht mehr oder weniger zugänglich ist, sondern anders zugänglich. Für bestimmte Zielgruppen und Kontexte stellt der digitale Gaming Jugendaustausch eine wertvolle Alternative zum Präsenz-Austausch dar.
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