Welchen Beitrag kann Gaming zur Förderung des internationalen Jugendaustausches leisten? Welche besonderen Stärken kann Gaming dabei ausspielen?

Spiele, und vor allem digitale Spiele, eignen sich hervorragend, um über kulturelle und sprachliche Barrieren hinweg gemeinsame Zeit zu verbringen. Da man sich in Spielen in einen geschützten Regelraum begibt, gelten die Verhaltensweisen für alle Teilnehmenden gleichermaßen, unabhängig des individuellen kulturellen Hintergrunds. Auf dieser Ebene kann eine unvoreingenommene Erstbegegnung stattfinden, die als Basis für jede weitere Begegnung dient. Gemeinsames Spielen erzeugt eine Verbundenheit, man erlebt gemeinsam Abenteuer, hilft einander, löst gemeinsam Rätsel und überwindet miteinander jede Herausforderung. Da man dies in Spielen aktiv und intrinsisch motiviert betreibt, entsteht ein Erlebnis der Selbstwirksamkeit, das für ein positives Gefühl bei den Spielenden sorgt.

Wie beeinflusst das Spielerlebnis in Online-Games die interkulturelle Kommunikation und die Verständigung im Rahmen eines internationalen Jugendaustausches?

Gemeinsames Spielen von Online-Games, erleichtert die interkulturelle Kommunikation, da das jeweilige Spiel ein Thema vorgibt über das gesprochen werden kann. Zwanglos aber engagiert wird über die bestmögliche Vorgehensweise diskutiert, und zwar losgelöst von Herkunft, Status, Geschlecht oder ähnlichem. Ressentiments und Voreingenommenheit rücken beim gemeinsamen Lösen von Spielaufgaben in den Hintergrund, denn es geht beim hochinvolviertem Spielerlebnis nur um das Spiel selbst. Somit werden bei Personen mit kommunikativen Schwierigkeiten, sei es persönlich oder technisch (Sprache), die Hemmschwellen reduziert und Kommunikation gefördert und unterstützt. Da man sich in einem Spielraum begegnet, nimmt dieser, unabhängig von seiner Gestaltung, eine neutrale Position in der Kommunikation ein. Ein Fantasy-Adventure Dungeon ist nun mal eben so gestaltet, unabhängig davon, mit welchem kulturellen Hintergrund sich die spielende Person identifiziert.

Welche Hürden sehen Sie im Einsatz von Online-Games und wie können diese überwunden werden?

Spiele, die viel Wert auf technisch leistungsfähige Geräte und Infrastruktur legen, sind hierfür eher weniger gut geeignet. Zeitkritische Spiele, bei denen niedrige Pingwerte (= schnelle Netzwerkverbindung) gefragt sind, sind nicht überall gleichwertig verfügbar. Um positive Effekte zu erzielen, ist also Onlineschach besser geeignet als ein Echtzeit Multiplayer Shooter. Die Auswahl der Spiele sollte sowohl kompetitive als auch kooperative Elemente enthalten, rundenbasierte Spiele eignen sich besser als Echtzeitspiele. Sprachlich sollten die Spiele entweder in verschiedenen Übersetzungen verfügbar sein, oder sich sprachlich losgelöst selbst erklären. Die Grafikleistung sollte nicht auf die aktuellen Topmodelle an Grafikkarten ausgelegt sein, grundsätzlich sollte bei der Auswahl der Spiele und ihrer technischen Voraussetzungen auf Niederschwelligkeit und Inklusion Wert gelegt werden.

Prof. Dominik Rinnhofer ist ein deutsch/österreichischer Spieleentwickler und Medienkünstler und seit 6 Jahren Professor für Game Design an der Macromedia Hochschule in Stuttgart und Vertretungsprofessor für Medienkunst an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Seine Arbeiten sind in zahlreichen internationalen Ausstellungen und Auszeichnungen zu erleben. Als Bühnenbildner und Videokünstler war er an zahlreichen Opern und Theaterstücken beteiligt. Als Kurator und Autor beschäftigt er sich mit den Themen Technologie, Gesellschaft und Ökologie. Als zertifizierter Lego Serious Play Facilitator nutzt er regelmäßig das Potenzial dieser Methode in Beratungen und im Unterricht

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